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selbständige
»on A. N. C.
Es ist erreicht, und stolz und mit entsprechendem Nachdruck
(kostenlos in allen Blättern und Stilblüten des Inn- und
sonstigen Auslandes) verkündet diese Fesb- und Irei-Mum-
mer unseres Organes der Welt:
Lange genug glaubte das Innlano die Bereinigung
mit Hötting als einzige Aussicht auf eine Verbesserung
seiner Straßen-, Veleuchtungs- und anderen „Verhältnisse"
den schafsfrommen Gemeinde-, Landtags- und Reichsrats¬
wählern wie eine Wurst an einer Angelschnur vor die Augelt
und darunter baumeln lassen zu können, bis es HötUng end¬
lich zu dumm wurde und es durch die Rechnung einen dicken
Strich machte, jede Möglichkeit einer ja doch nur für den einen
Teil günstigen Vereinigung darunter begrabend. Hötting hat
sein Ansehen beim Völkerbund —^ es wohnt nicht um¬
sonst ein BoLkswirtschafts-Redakteur namens Völker in seinen
Gemarken — nicht ungenützt gelassen und endlich sein
Selbstbestimmungsrecht durchgesetzt, auf Grund des¬
sen es sich eben selbständig un<d als eigenes Land erklärt hat,
als welches es denn auch von allen Ententen, Tanten und
Gouvernanten zum nicyl geringen Neid der Inw- und An¬
rainer anerkannt worden ist. In der großen Politik wird
dieser Schritt, durch den Hosting endlich die volle Gleich¬
stellung
mit Wien erreicht, nur als „reichlich spät"
registriert, und die große Auslandspresse kann nicht umhin,
festzustellen, daß ein Land, das so „von MilOundHonig
überflieht" und so „auf die Nutterseite gefallen ist", so
lange des Segens der Selbstänöigleit eintraten mochte und
doch so gut g e raten konnte, was nur damit erklärlich sei, daß
es eben immer so gut b e raten war. Und allgemein wird dem
neuen Staatswesen ein günsttges Mikroskop gestellt, durch das
man auch noch so kleine Schädlinge so groß wie die größten
Ninüviecher sehen würde, die dann in jeweMgon Hausschlach-
tungen vorteilhaft verwertet werden könnten. Eine ausge¬
sprochen feindliche Haltung nimmt von den großen Weltblät¬
tern nur der „Wascht!" dem Schritte Höttings gegenüber
ein, was um so unerklärlicher erscheint, als ja der ^Höttinger
Peater" darin seine tiefschürfenden Studien über das Schurf-
recht und andere Nationalt-Gmo Nudttätenfragen niederlegt.
Doch kehren wir zum Ereignis der Selbständig-Erklärung
Höttings als eigenes Land zurück und betrachten wir feine
Zukunft mit und ohne Musik.
Also, „des langen Haders müde" und satt, einen Köder für
günstige Wahlresultate des Innlänöer Bauernbundes dies¬
seits und jenseits der zahlreichen Innbrücken zu bilden,
studierte der selbstgewählte, dafür aber auch selbstlose Höt-
tiaer Volksrat bekanntlich schon lange die Frage des Selbst¬
bestimmungsrechtes (ein Werk mit so viel Bänden wie
Meyers Konoersattonsler.ikonl), ohne den entscheidenden
Sprung ins Leere zu tun. Als aber anläßlich der letzten,
durch ihren Kummer und Jammer bekannten Hanöelskam-
merwahleu! wieder Hötttng den Inn'ländern von gewissen losen
und gewissenlosen Demagogen wie ein Büschel duftendes Heu
mtter die Nase gehalten wurde, um sich selbst so umso leichter
zur fetten Krippe zu bringen, da wurde dem fönst gewiß nach¬
giebigen Oberstmanne Dr. Grasheuer der Mißbrauch des
schönen Futtermittels zu dumm, er hieb auf den Tisch, daß die
Vierteleflaschen bei der Aulie nur so Tango, tanzten (es war
alter Wein!) und sprach: „Wir schließen uns einfach ab, statt
an; wir bilden ein eigenes Staatswesen? es lebe die Repnvltl
Hottwg!"
Zuerst war alles wie vom Schlag oder wenigstens vom
Zungenschlagl gerührt, dann aber fiel es allen wie Schuppen
vom Kopf und ein, was da der Oberstmann für ein großes
Wort — gelassen und ausgesprochen hatte.
Ein Alpdruck, schwer wie die Hötttnger- samt der Ochsen^
alpe, wurde mit dieser Erklärung von den Brüsten der Mit-
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