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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.
Nr.
2
Touristische Mitteilungen.
Ost- und Westalpen.
Wintertour auf den Riffler
(3239
m).
Mit meinen Freunden
Ernst Mennet, Carl Babenstuber (S. München) und Hans
Hörhager von Dornauberg als Führer, verliess ich am 31. De-
cember v. J., nachmittags lh 10 m, das traute Rosshag, wo wir
bei David Fankhauser, wie immer, die liebenswürdigste Auf¬
nahme und ausgezeichnete Bewirthung gefunden hatten. Unser
Ziel war die Rifflerhütte. Bis zur Birglbergalpe kamen wir
rasch aufwärts, da bis dahin ein ausgetretener Weg führte,
dann aber stellten sich uns Schwierigkeiten entgegen, denn
der Schnee war pulverig und gar nicht tragfähig. Wir legten
die Schneereifen an, da aber der Schnee stellenweise auch
wieder hart gefroren war, mussten wir die Reifen öfters aus¬
ziehen, um sie oft schon nach einigen Schritten wieder von
Neuem anzulegen, was grossen Zeitverlust verursachte. Zahl¬
reiche Gemsen, welche auf dem sonnigen, fast aperen Gehänge
rechts ober uns sich tummelten, sahen uns dabei neugierig zu.
Erst um 5 h 35m, bei vollständiger Dunkelheit, erreichten wir
die schöngelegene Hütte. Dieselbe war im besten Zustande und
vollständig trocken; bald brannte ein lustiges Feuer und schon
nach einer halben Stunde herrschte die angenehmste Temperatur
in der gemütblich vertäfelten Stube. Nebenbei bemerkt, lernt
man besonders bei Winterpartien den Werth einer mit Holz
vertäfelten Hütte so recht eigentlich schätzen, denn eine solche
bietet immer einen angenehm trockenen Aufenthalt, während
blosse Mauern sofort nach dem Einheizen von Feuchtigkeit
triefen. — Fleisch, Wein, Punsch und was sonst noch zu einer
lustigen Sylvesterfeier gehört, hatten wir in Fülle mitgebracht
und sassen lange in heiterster Stimmung beisammen. Am Mor¬
gen des 1. Jänner 1891, früh 5h, traten wir hinaus in die herr¬
liche, reine Mondnacht und stiegen, mit Reifen versehen, müh¬
sam aufwärts. Nach ca. 2 St. erreichten wir das Federbett, wo
der Schnee etwas besser wurde, doch behielten wir die Schnee¬
reifen bei bis zum Gipfel, der um 9 h 6 m erreicht wurde. War
uns schon beim Heraufsteigen das wunderbare Schauspiel eines
winterlichen Sonnenaufgangs zu Theil geworden, so wurden
wir hier oben durch eine umfassende, glänzende Fernsicht be¬
lohnt, von einer Reinheit, wie man sie eben nur an klaren
Wintertagen trifft. Es wehte ein ziemlich heftiger Ostwind, der
die feinen Eisnadeln emporwirbelte, vor welchem wir uns je¬
doch auf der Westseite unterhalb des Gipfels einigermaassen
schützen konnten. Dort betrug die Temperatur im Schatten
—13° C. Unseres Bleibens konnte natürlich unter diesen Ver¬
hältnissen nicht lange sein und schon um 9h 50m wandten wir
uns zum Abstieg nach Tux. Dort hinunter war der Schnee in
den obersten Partien bei beträchtlicher Neigung hart gefroren,
so dass Hans Stufen schlagen musste. Steigeisen wären hier
augenehm gewesen, aber es war uns zu kalt zum Anlegen, so
dass wir lieber auf dieses Hilfsmittel verzichteten. Der öfters
zu Tage tretenden Spalten halber wurde auch das Seil benützt.
Weiter unten begann wieder ein höchst beschwerliches, lang¬
wieriges Schneewaten, bis wir kurz vor Hintertux auf einen
gebahnten Weg stiessen. Das Badwirthshaus erreichten wir um
Ih51m. Nachdem wir uns mit Speise und Trank gestärkt,
marschirten wir, der zahlreichen eisigen Stellen am Wege
halber die Eisen anlegend, hinaus nach Finkenberg, hielten
dort wieder längere Einkehr und kamen abends 9h 15m nach
Maierhofen, etwas müde schon, aber um eine schöne Erinnerung
reicher und hochbefriedigt von den Genüssen, welche uns der
Neujahrstag geboten.
München.
Max van Hces.
Hochtouren im Winter.
Der Grossglockner wurde am 27. De-
cember 1890 von Herrn Josef Victor Pillwax-Wien (Oe. A.-C.)
mit den Führern P. Unterberger, S. Huter und Chr. Holaus
aus Kais erstiegen. Oben Lufttemperatur — 23° C. Nach einem
Bericht des Genannten in der „Oesterr. Alpen-Zeitung" hatten die¬
selben schwer unter der furchtbaren Kälto zu leiden, welche
es unter Anderem als unmöglich erscheinen liess, die Temperatur
iii der Erzherzog Johannhütte auf der Adlersruhe nahe dem
Nullpunkte zu bringen. Das Wetter war auf dem Gipfel un¬
günstig. — Am 29. December 1890 bestieg Herr W. Jacobi-
Wien mit Führer A. Kehrer aus Kais den Glockner. Luft¬
temperatur ca.
-}-S°
R., während im Thale —15° C. — Herr
Dr. O. Reich und Herr H. Hof mann aus Wien erstiegen zu
Weihnachten mit dem Führer A. Pittracher den Habicht
(3274m). — Am 31. December 1890 erstiegen die Herren
H. Bauer, F. Haas, H. Hernler und A. Holziuger aus
Gmunden den Hohen Sonnblick (3103 m).
Wintertour auf den Mönch.
Am 4. und 5. Jänner ist der
Mönch (4104m) bei Grindelwald von den Herren J. Weber-
Imhoof und Carl Seelig, Obmann der alpinen Gesellschaft
„D'Göschenthaler", beide Mitglieder des S.A.-C, mit den Führern
Rudolf Kaufmann und Christian Jossi bestiegen worden.
Schnee staubig, beim Aufstieg brillantes Wetter, aber starker
Wind, in der Berglihütte —12° C, auf dem Mönch —16° bei
Sturmwind und Wetterbruch.
Ausseralpine Gebiete.
Herr G. Merzbacher-München, welcher als Ziel seiner
bergsteigerischen Thätigkeit seit einiger Zeit gern fremdländische
Gebiete wählt, hat im Laufe des letzten Jahres eine Reihe von
solchen Gebirgsreisen unternommen und hiebei folgende Berg¬
gipfel betreten:
In Tunisien: Djebol Zaghouan (1340 m), Djebel Kessera
(ca. 1250m), Djebel Bou Kournine (589m), Djebel Kcsass (576m),
Djebel Cherichira (540m).
In Algerien: Djebel Chellia (2312m) und Djebel Mechurel
(2304m), (Hoher Atlas-District von Aur6s), Djebel Tuggurth bei
Batnah (2100m), Tamghout Lala Khadidja (2308m), Djebel
Hajdzar (2123m), Piz und Col de Tirourda (1962m, resp. 1770m),
(Kabylischer Atlas), Djebel Takoucht bei Kerrata (1871m), Djebel
Mohamiden bei El Kheneg (575 m).
"Pyrenäen
(französische und spanische): Canigon (2785m)
Anstieg von Le Vernet, Abstieg nach Prats de Mollo, Col de
Nuria (2500 m), Costabona (2464 m), Puigmal (2909 m), Anstieg
von Nostra Sefiora de Nuria, Abstieg über Col de Llo (2558 m)
nach Eor und Bourg Madame, Puj Carlitt (2921 m), -An- und
Abstieg von Los Escaldos, Port de Salden (Val d' Andorra)
(2508 m), Montcalme (3080m), Pic d'Estats (3141m), Col de
Latrape zwischen Viedessos und Anlus (1122m), Port d'Uston,
zwischen Aulus und Uston (ca. 1500 m), Port d'Aula (2237 m)
und Col de Pauze (1820m), zwischen Couflans und Hospice de
Montgarry, Pic Perdighero (3220 m), Anstieg von Col du Portillon,
Abstieg von der Cabane de Turmes im Val de Venasque, Les
Possets, beide Gipfel (3364m und 3367m), Anstieg direct von
La Ville de Venasque, Abstieg nach Eristö, Port de Sahun
zwischen Val Venasque und El Plan de Gistain (ca. 2700 m),
Col de Cruz de Gnardia zwischen Plan de Gistain und Bielsa
(2600m), Port de Pineta (2524m) und Breche d'Allanz (2516m),
zwischen Bielsa und Gavarnie, Pic de Viscos (2141m), Pic de
Moune (2724m), Col de Rieu (1927 m), Vignemale (3298 m), An¬
stieg von Lac de Gaube über Col des Oulettes, Abstieg über
Crete de Montferrat nach Gavarnie, Mont Pendu (3352 m), An¬
stieg über Col de Tuque rouge (2675 m) und über Col du Mont
Perdu (3049 m), Col de la Cascade, Col des Izards und Breche
de Rolland, Tour de Marbore (3018m), Breche de Rolland (3006m),
Col de Conmelie zwischen Gavarnie und H6os (ca. 1940m), La
Munia (3150m), An- und Abstieg von La Chapelle d' Heos über
Col de la Munia (2600 m), Col de Pialaube zwischen Val d'Osserio
und Val Plalaube (2508 m), Col de Brazato zwischen Val d'Es-
pelunz und Panticosa (2515 m), Les Pics d'Enfer, alle drei
Gipfel (3072 m, 3078 m und 3082 m), Anstieg von den Bädern
von Panticosa zum Col de los Aruelos (2835 m) und Abstieg über
Col d'Enfer (2763 m) zur Cabane de Spumous, Le Balai'tous
(3146m), Anstieg von der Cabane de Spumous zur Breche de
Latour (2978m), Abstieg über die Breche und den Glacier de los
Neous in das Vallee d'Arrens, Port deVenesque (2417 m), Portillon
du Nethon (2908 m), viermal ohne den Nethou besteigen zu
können, weil jedesmal durch Unwetter zurückgetrieben, Pic du
Midi de Bigorre (2877m).______
Himalaya.
Nachstehend erlaube ich mir ein kurzgefasste.s
Itinerar meiner im vergangenen Jahre (mit Führer Hans
Kehr er) unternommenen Reise durch den Himalaya zu über¬
mitteln:
25. April: Monte Maggiore bei Abbazia (Fiume), über
Venedig und Suez nach Colombo, — 20. Mai: Ersteigung des
Pedro Talegalla (8326 englische Fuss, höchster Gipfel der
Insel Ceylon), via Pondicherry und Madras nach Calcutfrn, mit
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