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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.23 (1897)
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Nr. 14.

Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

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Patrolscharte dürften etwa 4 St. anzusetzen sein. Von der Pa-
trolscharte kann man auch über den Grinner Ferner direct zur
Augsburgerhütte gehen. Der Spiehierweg erlaubt eine hoch¬
interessante, wunderschöne Tour, die Jeden, der dieselbe bei
günstiger Witterung macht, sehr befriedigen wird, wie ver¬
schiedene herzliche und begeisterte Anerkennungen im Fremden¬
buche der Memmingerhütte bezeugen. Dr. Schwarz.

Führerwesen,

Führertarif für Kais. Mit Geltung vom 5. Juni 1. J. ist
ein von der Bezirkshauptmannschaft Lienz genehmigter neuer
Führertarif für Kais erschienen, der die Glockner Gruppe und
Schober Gruppe umfasst und dessen einzelne Posten von der
unermüdlich thätigen S. Prag unseres Vereins ausgearbeitet
und der Behörde vorgelegt wurden.

Führer der S. Villach. In Wolfsbach wurde Anton Oitzin-
ger als Führer neu autorisiert. Er kann auch für schwierigere
Touren, unter Anderem für den Wischberg von Westen und
den Montasio von Dogna, empfohlen werden. In Eaibl stehen
drei Führer zur Verfügung, von denen Jakob Pinter heuer
jedoch nur zu kleineren Partien verwendbar ist; bei Michael
FiHafer ist Vorausbestellung rathsam. Ausserdem wurden hier
drei Träger autorisiert, welche auch für den Wischberg und
Manhart als Führer dienen können.

Führerwesen im Oetz- und Stubaithale. Die mit der Führer¬
aufsicht im Oetz- und Stubaithale betraute S. Innsbruck unseres
Vereins sieht sich auf Grund wiederholt gemachter Erfahrungen
und geleitet von dem ernstlichen Bestreben, einen Stock brauch¬
barer Führer heranzubilden und minderwerthiges Material aus¬
zuscheiden, gedrängt, die Besucher der genannten Gebirgs-
gruppen eindringlichst zu ersuchen, die in die Führerbücher
einzutragenden Zeugnisse über die Qualität des in den bezeich¬
neten Gebieten verwendeten Führers rücksichtslos strenge, den
thatsächlichen Wahrnehmungen entsprechend, auszustellen. Ge¬
gebenen Falles würde es sich gleichzeitig empfehlen, über
widrige Vorkommnisse direct an die S. Innsbruck Mittheilung
gelangen zu lassen. Vorstand der S. Innsbruck ist Herr Univ.-
Prof. Dr. C. Ipsen.

- . Verkehrswesen.

Privatfahrt ScharnitzZirl. Zwischen Scharnitz und Zirl
verkehrt ausser der Postfahrt auch eine an die Züge Innsbruck
Bregenz Nr. 317 (Innsbruck ab 3 U. 22 nachmittags) und
BregenzInnsbruck Nr. 318 (Innsbruck an 12 U. 48 nach¬
mittags) anschliessende Privatfahrt. Diese Fahrt wird während
der Zeit vom 15. Juli bis 15. September auch zur Briefpost¬
beförderung für und von Seefeld benützt.

Eisenbahn Zeltweg—Wolfsberg—Unterdrauburg—WÖllan. Die
„Wiener Zeitung" veröffentlicht die Concessionsurkunde für die
Eisenbahnen ZeltwegWolfsberg und UnterdrauburgWöllan.
Die Concession ist ertheilt für die als Hauptbahnen zweiten
Ranges auszuführenden Eisenbahnen, und zwar: 1. von Zeltweg
über Weisskirchen, Reichenfels, St. Leonhard, Twimberg nach
Wolfsberg; 2. von Unterdrauburg über Windischgraz, St. Martin,
Missling nach Wöllan. Der Bau ist ehestens zu beginnen und
binnen zwei Jahren zu vollenden.

Ausrüstung und Verproviantierung.

Trockenbrot — Roggenzwieback — Schrotbrottafeln. Zu

dieser wichtigen Prqviantfrage erhalten wir folgende Zuschrift:
„In meiner auf Seite 51, Jahrg. 1896 der ,Mittheilungen' er¬
wähnten Veröffentlichung /Vorbereitung und Ausrüstung nebst
Verhalten bei Fussreisen' steht Seite 24: ,Ein sehr wohlschmecken¬
des, nahrhaftes Brot, welches sich viele Jahre gut hält,
in scharf gebackenen, viereckigen, handgrossen, etwa finger¬
dicken Scheiben aus Schrotmehl habe ich erprobt . . .' Fer¬
ner habe ich dort weiter unten gesagt: ,Das Durst- und Trocken¬
heitsgefühl des Gaumens und der Zunge wird gut beseitigt,
wenn ein kleines Stück der erwähnten Schrotbrottafel als Bon¬
bon im Munde behandelt wird. Ich füge hier noch hinzu, dass
ich von solchen Schrotbrottafeln noch von über 10 Jahren her
einzelne aufgehoben habe, und zwar nicht etwa, wie freilich
besser, in einer luftigen Speisenkammer, sondern in dem unteren
Schiebekasten eines Spindes neben anderen Speisevorräthen
für meine Fussreisen. Schimmelbildung ist bei den in Wies¬
baden von mir bestellten Schrotbrottafeln vermuthlich nur dann,

besonders ,in den Vertiefungen der Kruste' (wie auch Herr Prof.
Dr. Pott Seite 45, Jahrg. 1897 erwähnt) entstanden, wenn die
Tafeln nach dem Backen nicht noch frei liegen blieben, sondern
wenn schnelle Lieferung kurz vor der Reise nöthig war und
die Tafeln gleich verpackt wurden. Aber nachdem ich den nur
auf der Kruste befindlichen Schimmelansatz, am besten mit
einer neuen, scharfen Zahnbürste, entfernt hatte und die Tafeln
luftig oder heiss gelegt waren, blieb das Brot unbeschadet,
was an den Bruchstellen zu sehen ist. Nach diesen meinen Er¬
fahrungen interessierten mich die in den ,Mittheilungen' Nr. 20
und 24 v. J., sowie Nr. 4 d. J. enthaltenen Urtheile über den
von Menz & Sprenger jetzt in den Handel gebrachten ,Roggen-
zwieback' doppelt. Ich bestellte mir davon eine 5 Kilo-Sendung,
weil ich auch meinen Sectionsgenossen davon geben wollte,
und erhielt einen weissleinenen grossen Sack; dessen Inhalt-b
stand aber höchstens aus 20 Stück ganzen Zwiebäcken, die meist
krumm, an einzelnen Stellen (durch Hefe) blasig, zur guten
Reiseverpackung ungeeignet sind. Der Rest war in verschie¬
dene Grossen zerstückelt, selbst bis zu Pulver zerkleinert an¬
gelangt. Diesen Uebelständen kann durch gleichmässiger ge¬
formtes und geheftes Gebäck und geeignetere Verpackung
abgeholfen werden. Ausser dem ,Roggenzwieback' Hess ich
für die S. Wiesbaden auch Schrotbrottafeln von dem Bäcker
Wenzel in Wiesbaden, Ludwigstrasse 10, backen, der mir
auch die Unterschiede in Mehl und Zubereitung seiner aus
Ganzmehl gebackenen Tafeln und dem, seinem helleren Aus¬
sehen nach etwas weniger nahrhaften und mit Hefe bereiteten
Gebäck aus Innsbruck mittheilte. Was den Nährwerth betrifft,
ist es jedenfalls nur individuell, wenn behauptet wird (Nr. 20
der ,Mittheilungen', S. 253 in der Fussnote), dass 23 Stück
der Innsbrucker Roggenzwiebacke nebst dem gewöhnlichen Pro¬
viant für eine längere Tagestour genügen. Hefe hat den Nach¬
theil, das Brot schon am anderen Tage trocken und fade
schmeckend zu machen, aber den Vortheil, das Gebäck etwas
lockerer zu ermöglichen. Aus letzterem Grunde sollten die Inns¬
brucker Zwiebäcke nach guter Backung und Lüftung eigentlich
noch weniger als die Wiesbadener Tafeln zum Schimmelansatz
geneigt sein; ferner sind sie etwas leichter zu zerbrechen und
im Munde auch ohne Eintauchen in Flüssigkeit ,als Bonbon
behandelt' schneller erweicht zu verzehren. Das Beibacken
von ,Kümmel, Fenchel, Anis und Frauenklee' halte ich, eben¬
falls wie Salzzuthat, für unsere Zwecke ungeeignet, da sie
nach meiner Ansicht ähnlich wie Salz und selbst wie Zucker¬
stoff das Durstgefühl erregen. Ich glaube meine Unparteilich¬
keit in dieser Angelegenheit nicht besser zu bekunden, als dass
ich den Herren Menz und Sprenger empfehle, die dies¬
jährige Vereinsversammlung mit einer Probesendung zur Ver-
theilung zu beschicken, während ich zum gleichen Zwecke die
nächstjährige Versammlung in Deutschland aus Wiesbaden mit
Schrotbrottafeln beschicken lassen werde, so dass die Vereins¬
genossen selbst Proben machen können. — Schliesslich erwähne
ich noch, dass ich statt des Gebäcks als geeignetstes Nahrungs¬
mittel auf Fusstouren die vor der Abreise selbst gesichteten,
gewaschenen und auf heisser Platte wieder getrockneten, dann
in kleine Blechbüchschen verpackten Weizen- oder Roggenkörner
erprobt habe." W. A. Securius.

Unglücksfälle,

Unglücksfall auf dem Grossen Buchstein. Ueber dieses er¬
schütternde Unglück, das bereits von den Tagesblättern aus¬
führlich besprochen wurde, stellt uns Herr Ingenieur Franz X.
Kleinwächter den folgenden Bericht freundliehst zur Ver¬
fügung: „Der Sonntagsmorgen des 11. Juli fand uns zu ziem¬
lich später Stunde mit Berathungen an dem Frühstückstische in
Gstatterboden beschäftigt. Goudet und ich hatten beabsichtigt,
über den Peternpfad das Hochthor zu erreichen; das in der
Nacht eingetretene schlechte Wetter hatte uns jedoch im
Hotel Bernhofer ebenso festgehalten wie unsere Freunde,
die Herren Theodor Keidel, Thomas Maischberger, Dr. H.
Pfannl und Dr. V. Wessely. Zwischen 6 und 7 U. besserten
sich endlich die Aussichten, und wir einigten uns, alle sechs
zusammen den Grossen Buchstein aus dem Hinteren Winkel
über die Buchsteinmauer zu besteigen, welche Tour, ein Theil
des Buchsteingrates, bereits zweimal, einmal von Maisch¬
berger und Dr. Pfannl, das zweite Mal von Theodor Keidel
und Dr. Pfannl, begangen worden war.

„Um 10 U. erreichten wir die Felsen im Hinteren Winkel
und stiegen sofort in drei getrennten Partien zur letzten