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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.49 (1923)
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Mitteilungen de« deutschen und Österreichischen Alpenoereins.

Nr. 8

rikanischen Gönners der Sektion, C. v. Stahl, eines gebürtigen
Wieners, der leider im letzten Augenblick verhindert wurde, zur
Fekr zu kommen. In seiner Vertretung sprach sein Bruder, Hofrat
2ir. Julius Stahl (Krems), als Vertreter des Hauptausschusses
L.-Ger.-Rat E. Müller (München), außerdem kamen die Vertreter
der benachbarten Sektionen und der befreundeten alpinen Vereine
Salzburgs zu Worte und brachten in herzlichen, ehrenden Worten
der Sektion Salzburg ihre Glückwünsche zur Vollendung ihres Wer«
kes dar; alle waren einig in dem Lob über die herrliche Lage, die
Schönheit und Zweckmäßigkeit des neuen Hauses. Am folgenden
Tage beteiligten sich einige Festgäste an Führungsturen über das
Brett auf den Göll und zum Purtfchellerhaus, auf den Schneibstein
und über die Schlum nach Golling, über den Seeleinfee zum Hoch«
geschirrsattel und von da über die Regenalm und Kauner Wand an
den Königssee.

Ambergechütte. Die Sektion Ambern teilt mit, daß ihre am
Lulztalferner gelegene Hütte den Winter über geschlossen bleibt. Der
Schlüssel ist nur' beim HüttenMrt Nässig in Gries erhältlich.

Govpingerhütle der S. Hohenstaufen. Die auf dem Gamsboden
in der Braunarlspitzgruppe gelegene Hütte ist ab 13. August bewirt«
laMet.

Pfalzgauhütte. Die im Krieg zerstörte Hütte in der Soragis.
grupve wurde wieder hergestellt. Die S. Mannheim (ehem. S. Pfalz«
gau) legt Wert darauf, festzustellen, daß sie mit dem Wiederaufbau
der Hütte nichts zu tun hat und daß alle diese Hütte betreffenden
Anfragen an die Sektion daher zwecklos sind.

Die schsnbergalve (Eishöhlenhütte) im „Dachsteinhöhlenpart" bei
Hallslatt«Obertraun ist bewirtschaftet und bietet gute Verpflegung
und Unterkunft für 40 Personen in Zimmern und Schlafräumen für
Herren und Damen. Diese dem Dachsteinhöhlenbesuch dienende Hütte
ist von der Eisenbahnstation Obertraun in 2^ Stunden auf neu her«
gerichtetem Reitwege bequem erreichbar.

Von den schweizer schuhhütten. Ein Bild gesteigerter Inan«
lpruchnahme der Sckmtzhütten gibt die Anzeige in der „Alpina"
(Iulinummer), nach der 23 Hütten der S. A. C. ganz oder teilweise
im heurigen Sommer zeitweise für Mitglieder vorbehalten sind.

Zur schutzltenfrage. Daß die Zustande auf unseren Schutzhütten
einer Verbesserung bedürfen, unterliegt keinem Zweifel. Das Ner»
langen nach einfach gastlichen. Stätten, frei von überflüssigem und
schädlichem Luxus ist ein allgemeines. Zu einigen Punkten, der vom
H.A. herausgegebenen „Richtlinien" möge jedoch, als meiner Mei«
nung nach zu weit gehend, Stellung genommen werden.

Vor allem zum vollständigen Abbau der Betten und Zimmer
mit 1—3 Lagern. Wohl wenige nur werden bestreiten, daß zwei
Faktoren aua) auf Hütten nicht zum Ballast der Niederung gehören:
das Bedürfnis nach Reinlichkeit und Ruhe. Sprechen doch auch die»
Berge in ihrer Reinheit und Ruhe am eindringlichsten zu un«.
Ihre Gegengabe sind Schmutz und Masse. Und es ist geradezu un«
ergründbar, warum die Abwehr und die Flucht vor der „Masse"
gerade bei den Nachtlagern Halt macht und ins Gegenteil umschlägt.
Nur mit Schaudern werden viele an die in überfüllten Matratzen¬
lagern verbrachten Nächte denken. Auch unter den alpin Einwand«
freien gibt es genug, die eine unüberwindliche Abneigung gegen
schmierige Matratzen, schmutzige Decken, den Duft verfchwitzter Wä«
^ che und plaudernde oder schnarchende Iimmergenossen haben. Lieber
»in Mooslager vor der Hütte oder eine harte Bank! Auch wer
elber robuster veranlagt ist, muß der Rechte der vielen minder
Widerstandsfähigen gedenken, denen eine gut verbrachte Nacht die
Vorbedingung ist, um den nächsten Tag mit Erfrischung und Er«
Hebung den Beschwernissen und Schönheiten einer Bergfahrt ge«
wachfen zu sein. Was soll da der Abbau der Betten und Zimmer
mit kleinem Velagraum? Das Lager, auch das Bett, sei einfach
aber rein; so ein Lager wird auch Sommerfrischler kaum locken.
Die Sparsamkeit, die Not wird es vielfach unmöglich machen, neue
Hütten mit Betten und Einzelräumen auszustatten; wo sie bereits
vorhanden sind, lasse man sie ruhig stehen!

, Ein ähnliches gilt für den Vorschlag, neu zu errichtende Hütten
nicht zu bewirtschaften. Unter der selbstverständlichen Voraussetzung
einer einfachen Bewirtfchaftung werden wohl die meisten Alpinisten
die Entlastung ihres Rucksackes bei längeren Bergfahrten und die
Segnungen eines warmen, nicht felbst zubereiteten Nachtmahls freu¬
dig begrüßen. Die Erfahrungen, welche viele Sektionen mit unbe«
wirtfchafteten Hütten machen — über die mir unbekannten Ver¬
bältnisse im bayerischen Bergland muß ich mich allerdings eines
Urteils enthalten sind nicht gerade die besten. Das Abkochen eige¬
nen Proviants wird sich nur ermöglichen lassen, wo die Platzverhält-
nisse eine eigene Kochstelle dafür erlauben. . Alle anderen Zuge«
ständnifse sind wegen Ueberlastung des meist zu kleinen Hütten«
t)e»des, Holzmangels, Feuersgefahr und dergl. praktisch kaum durch¬
führbar oder fchlecht. Den eigenen kalten Proviant zu essen, wird
wohl auf keiner Hütte verwehrt. Die Abgabe, von heißem Wasser
gegen "Bezahlung sollte allgemein durchgeführt sein.

Voll stimme ich dem Alkoholverbot zu. Hier würde die r est
lose Durchführung niemanden — außer dem Hüttenwirt — einen
Nachteil bereiten und das kleine Opfer für jene, die ihn schwerer

entbehren, im Sinne der Ausführungen W. Flalgs. sich reichlich
lohnen gegenüber den erzielten Vorteilen. Schwer oder praktisch
durchführbar ist die Bestimmung, Bergsteigern den Vorrang in der
Zuweisung der Nachtlager einzuräumen. Soll dem Hüttenwirt die
heikle Rangordnung überlassen bleiben, wo man doch ganz auf
die Aussage der Besucher angewiesen ist? Wer kontrolliert diese-
^"5 'l^fei Rasttagen oder Besuchern, die Uebergänge machen?,
Sollen Kletterfexen den Vorrang haben vor jenen, die bescheidenere
Wanderungen ausführen? Da würde eine versuchte Scheidung mehr
«eA" "üb Streit, als zu einem Erfolg führen. Man greife das
Uebel doch an der Wurzel an: Weg mit Einrichtungen, welche das
Sommerfrifchlertum züchten!

Abschaffung der Liebespaare. Hier bleibt uns der H.A. die
Angabe der Methode fchuldig, wie solche rasch und einwandfrei als
solche agnoszjert werden können. Ich glaube, die restlose Trennung

'er Geschlechter bei Nacht genügt. ,

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt: Man vermeide überhaupt
möglichst, Entscheidungen dem persönlichen Urteil von Hüttenbewirt«
fchaftern anHeim zu geben. Mit diesen oft ungebildeten oder auf
ihren Vorteil bedachten Leuten macht man leider oft genug schlechte
Erfahrungen. Hier würde eine ständige und verständige Aufsicht
durch Sektionsmitglieder segensreich wirken. Auch aus diesem Grü
de kann eine Hütienordnung gar nicht kurz und klar genug sein.
Im allgemeinen spiegeln die Berge die Kulturhöhe seiner
Besucher nur reiner und unverfälschter wieder, als dies in den
mannigfaltigsten Strömungen des Alltags möglich ist. Und es ist
tief beschämend, daß durch äußere Maßnahmen und Verordnungen
diesbezüglich eine Besserung angestrebt werden muß, wo eine
Voraussetzung genügen würde: Unsere Vchutzhütten seien nur an«
ständigen Menschen und wahren Freunden der Berge zugänglich!

Ing. F. Kleinhans, Müdling.

Turisiik.

Neue Abfeilart. In Nr. 1 der neuen Monatsschrift für Bergsteiger
Der Berg" (VerlagBergland,München,Schellingstr.39). auf die
wir hiermit empfehlend unsere Mitglieder aufmerkfam machen, war
nachfolgend wiedergegebener „Neuer Kletterfchluß" samt Ieichnun«
gen enthalten:

„Jedes Ende, des doppelt genommenen Seiles umschlingt die
Oberschenkel von innen nach außen und läuft dann^ sich mit dem
anderen Ende kreuzend, über die entgegengefetzte. Schulter. Die
eine Hand hält die beiden Seilästä in Brusthöhe, die andere Hand
vereinigt die über die beiden Schultern nach rückwärts laufenden
Seiläste auf dem Rücken und bewirkt schon durch leichtes Schließen
vollkommene Bremswirkung. Die Vorteile dieses Kletterschlusses sind
vor allem die stabile Sitzgelegenheit, die es ermöglicht, beliebig
lang, ohne zu ermüden und mit großer Bewegungsfreiheit frei«
hängend im Kletterfchluh zu verharren. In Betracht käme dies Haupt«
fächlich bei Hilfeleistung, Schlagen von Mauerhaken usw. Um eine
Hand frei zu bekommen, führt man die beiden freihängenden Seil«
enden mit der linken Hand unter der linken Achselhöhle durch und
ergreift mit dieser Hand auch die beiden anderen Seilenden, so daß
nun die rechte Zu irgendwelcher Betätigung vollkommen frei ist.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, nach bewerkstelligtem Ab«
seilen das linke vom rechten Seilast zu unterscheiden, ohne irgend«
welche vorhergehende Kennzeichnung. Dies ist für das Einholen des
Seiles fehr oft von großem Wert.

Sehr bewährt hat sich dieser Kletterfchluh auch bei freiem Ab«
seilen mit schwerer Ruckfacklast. Das Anlegen des Klette'rschlusses
erfordert einigemale Uebung. Die Beine sollen möglichst senkrecht
auf die Bergwand stehen, um ein ruhiges Gleiten zu ermöglichen.

Wir schlagen den Namen ..Dolomit-Kletterschluß" vor."

Mitteilungen über die Erfahrungen beim Erproben sind der
Schriftleitung dankbarst willkommen.

Alpine Uebungskurse in der Schweiz. Die Sektion Uto des
S. A. C. veranstaltete in der Albert«Heimhütte am Winter«
stock-vom 15.—21. und 22.-28. Juli d. I. alpine Uebungskurse, die
theoretisch und praktisch Folgendes umfaßten: an den drei Anfangs«
tagen turnerische Stütz-, Hang- und Schwebeübungen für Fels«
klettern und Gehen mit Steigeisen; Theorie über Seil und Anseil«
Übungen; praktische Uebungen auf dem nahen Gletfcher und Kletter«
Übungen in den Felsen der Hüttenumgebung: Theorie über Gletscher;
Geländeorientierung und Kartenlesen: erste Hilfe; Gebrauch der
Bezardbuffole und angefertigte Routenskizzen; Abfeilübungen und
Spaltenhilfe. Voraus leitete ein Vortrag über die Gefahren der Berge
die Kurse ein. Am 4. Tag begannen die praktifchen Anwendungen
des Gelernten mit einer Besteigung des Winterstockes (Ostgrat),
denen am 5. und 6. Tag Gabenstock- und Gletscherhorn-Besteigungen
folgten.

Es war dies im'großen und ganzen die stoffliche Anordnung des
Lehrgangs, wie er während dem Kriege bei den Oesterr. Militär«
Bergführerkursen üblich war und sich bestens bewährt hat.

Es wurde zwar vielseits über diese „alpine Hochschule" mit
billigen Witzen absällig geurteilt, aber es liegt dieser Idee sicherlich
eine gute Absicht zugrunde, die auch in unseren Kreisen nicht un«
beachtet bleiben tollte. Wäre z.. B. die Möglichkeit geboten, vor An«