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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.61 (1935)
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Mitteilungen

öes Deutschen und (österreichischen Mlpenvereins

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Nr. 4

1. ?lpril

Jahrgang 7935

Inhalt: Landeshauptmann von Tirol Dr. Franz Stumpf -j-. — Der Deutsche und Osterreichische Alpenverein ist lein
Sportverein. — D. u. O. Alpenverein und Naturschutz. — Schutz der gefährdeten Tierwelt der Alpen. — Kans Forcher»
Mayr, Bozen -Z-. — Karl Stieler und das bayrische Kochland. — Gott schütze die Gamsgrube! — Zu welcher Jahreszeit
trifft der Bergsteiger die günstigsten Verhältnisseim Himalaja? — Alpine Unglücksfälle 1934. — Vereinsangelegenheiten. —

Verschiedenes.

Landeshauptmann von Tirol Dr. zranZ Stumpf s.

In Innsbruck ist am 28. Februar 1935 nach langem
Krankfein, knapp 59 Jahre alt, der Landeshauptmann
von Tirol, Dr. Franz Stumpf, gestorben.

Mit dem Land Tirol trauert der D. u. O. A.-V. um
diesen ausgezeichneten Mann. Dr. Stumpf, ur¬
sprünglich Mittelschulprofessor für Mathematik und
Physik, war eine hervorragende österreichische Negie-
rungspersönlichkeit und zugleich ein treuer, überzeugter
Freund des Alpenvereins. Wehmütig gedenken wir der
herzlichen, von wahrer innerer Anteilnahme getragenen
Vegrüßungsworte, die er uns immer, oft allein auf
weiter Flur, zu unserer Hauptversammlung entboten
hat. Besonders aber ist er für diese Freundschaft auch
dann, wenn es auf sie ankam, mannhaft und mit dem
ganzen Nachdruck seiner Stellung eingetreten. Die
Wirren des letzten Jahres haben ihm dazu Anlaß ge¬
geben. Als im Frühsommer 1934 ungenannte, unver¬
antwortliche Stimmen aus dunklem Hintergrund eine
gewissenlose Hetze gegen den Alpenverein versuchten, da
gebot der Landeshauptmann von Tirol ganz spontan
mit einer machtvollen amtlichen Erklärung Halt, und
es trat Nuhe ein. Aus seinen Worten sprach die un-
beirrte Rechtlichkeit, die einer seiner Grundzüge war
— unbeirrt durch alle Schwierigkeiten und Gegen¬

sätze —, und der sichere Vlick für das, was der Alpen-
verein für Tirol und die anderen österreichischen Alpen¬
länder bedeutet. Auch sonst verband ihn dem Alpen¬
verein, was ihm im Lande solche aufrichtige, freimütige
Verehrung eingetragen hat: seine Treue zu Heimat
und Volk. Niemals hat Stumpf seine Südtiroler
Landsleute vergessen, auch in schwierigster Lage nahm
er die Gelegenheit wahr, ihre Ansprüche auf Menschen¬
rechte, Sprache und Kultur vor dem Forum der Welt
anzumelden — manchmal trug es ihm schwere persön¬
liche Unannehmlichkeiten ein, er nahm sie auf sich. And
der Landeshauptmann von Tirol hat das Kind immer
beim Namen genannt, auch als andere es längst nicht
mehr wagten: Südtirol. Das Bekenntnis zum deut¬
schen Volkstum aber war ihm ebenso Herzenssache wie
Selbstverständlichkeit. Wie gut es mit äußerster Pflicht¬
erfüllung gegenüber dem Staate vereinbar ist, dafür
konnte dieser erste Beamte Tirols Kronzeuge sein.

Llnser 1. Vorsitzender gab alsbald nach Bekannt¬
werden der Todesnachricht im Tiroler Landhause der
Trauer des D. u. O. A.-V. Ausdruck und legte an der
Bahre einen Kranz mit Alpenvereins-Schleifen
nieder.

Der Deutsche und Österreichische Mpenverein ist kein

Sportverein.

Von Ing. Eduard <Pichl.

Die in ihren Urteilen flache Allgemeinheit und die Wir betrachten eine Bezeichnung unseres bergsteigeri-

dieser Eigenschaft gerne Rechnung tragende Tagespresse schen Tuns im D. u. O. A.»V. mit dem Ausdruck „Berg»

sprechen, wenn vom Bergsteigen die Rede ist, mit Vor- sport" als eine Irreführung der Öffentlichkeit, als

liebe vom „Bergsport" und verbreiten mitunter die eine Verfälschung des unserem Verem innewohnen-

falsche Meinung, daß die Pflege dieses Sportes" der den vielfältigen, reichhaltigen und kostbaren Inhalts,

alleinige Zweck des Alpenvereins sei. Ganz mit Anrecht je- Der D. u. O. A.-V. ist ein Vergsteigerverein. Sein Ent-

doch! stehen verdankt er nicht einem Bedürfnis, Kräfte zu

Bände sind schon über die Bedeutung des Wortes messen, sondern der Liebe zu den Bergen, dem wissen»

„Sport" geschrieben worden, so daß wir hier darauf ver» schaftlichen Forschungstrieb, dem inneren Drang, ihre

zichten, in eine alte Kerbe zu hauen und auch des Aus» Köhen zu erreichen und das Gleichnis der Verge und des

spruches des großen Weimarers gedenken wollen: „Mit Lebens zu ergründen. Alle, die mit empfänglichem Ge»

Worten läßt sich trefflich streiten, mit Worten ein System müt und mit schönheitsfreudigem Sehnen an die körper-

bereiten." Deutlich und klar stellen wir aber fest: „Wir liche, oder geistige Schwelle der Gebirge, dieser wunder-

Bergsteiger und Alpenwanderer :m D. u. O. baren Naturdenkmäler, treten wollen, finden im Alpen»

A.-V. treiben in den Bergen weder Sport, verein ein trautes Schutzhaus für sich und für den berg»

noch ist der Alpenverein ein Sportverein. steigerischen Gedanken. Für alle ist Raum, für den Koch-