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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.22 (1891)
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Der Schladminger Bergbrief.

Von

Dr. Ferdinand Bischoff

in Graz.

Die ersten genaueren Nachrichten über Schladming (urkundlich
Slaebnich, Slebnich, Slebming, Slaetnich, Sladnig) stammen aus
den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts und rühren von geist¬
lichen Anstalten her, welche bekanntlich stets sorgfältige Auf¬
schreibungen über ihren Güterbesitz und über die Erwerbstitel des¬
selben geführt haben. Laut einer solchen um das Jahr 1180 ge¬
machten Aufzeichnung 1 ) hat einer aus dem im Ennsthale reich
begüterten Edelgeschlechte der Wolfsecker, Conrad von Wolfseck,
auf dem Todtenbette sein auf dem Schladmingberg gelegenes Gut
theilweise den Salzburger Kanonikern und theilweise dem Stifte Ad-
mont geschenkt. Conrads Witwe, Heilwig, und deren Tochter Adel¬
heid liessen diese Schenkung an Salzburg durch ihren Treuhänder,
einem Freien namens Rupert, vollziehen, und es erhielt Salzburg den
obern Hof, den ein gewisser Gerolt bebaute, eine Käsegült und die
eine Hälfte des Dominikalgutes Conrads, überdies zehn Güter, welche
dieser an Kriegsleute (unfreie Ritter ?) verliehen hatte, die ferner¬
hin diese Güter nach Lehenrecht vom Salzburger Propst empfangen
und diesem wie ihrem früheren Herrn Dienste erweisen sollten. Den
Vollzug der Schenkung an Admont hatte Conrad von Wolfseck
seinem Vetter Arco, dieser aber wegen persönlicher Verhinderung
dem Albero von Hausruck aufgetragen. Admont bekam den untern
Hof mit einer Mühle und die andere Hälfte vom Herrnlande Con¬
rads; später soll das ganze Gut durch Eberhard von Haus an das
Stift Admont gekommen sein. In den kaiserlichen und päpstlichen
Bestätigungsurkunden des Admonter Besitzes aus den Jahren 1184
und 1185 ist unter vielen anderen Gütern und Rechten bereits auch

1) Alle hier erwähnten Urkunden finden sich — falls keine andere
Quelle angegeben ist — im steiermärkischen Landesarchive.