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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 04 (1878)
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Mittheilungen und Auszüge.

Kunstgewerbliche Ausstellung in Innsbruck,

Im August 1878 findet zu Innsbruck in den Bäumen der k. k.
Lehrer- und Lehrerinnen - Bildungsanstalt eine kunstgewerbliche
Ausstellung statt, welche ein möglichst vollständiges Bild kunst¬
gewerblicher Leistungen der Gegenwart in Tirol und Voralberg
bieten, andererseits durch Vorführung mustergiltiger Vorbilder
älterer und neuerer Zeit auf den Kunstindustriellen und Gewerbe¬
treibenden anregend und belehrend wirken soll. Ueber die Be¬
deutung dieser vom österreichischen Museum für Kunst und Industrie
veranlassten Ausstellung äussert der Vorstand des Museums, Hof-
rath Professor Eitter v. Eitelberg er, im T. B., nachdem er
auf die Erfolge der seit 1865 in anderen Kronländern veranstalteten
Ausstellungen hingewiesen, u. A. Folgendes: „Wenn irgend ein
österreichisches Kronland berufen ist, auf dem Gebiete der Kunst¬
bewegung eine hervorragende Stellung einzunehmen, so ist es
Tirol. Die Zahl der Künstler, welche aus Tirol stammen, ist eine
ausserordentlich grosse zu allen Zeiten gewesen, und die Geschick¬
lichkeit der Bevölkerung in allen Zweigen der Kunsttechnik ist
heutigen Tags noch eine, man kann sagen, bewundernswerthe im
Vergleich zu dem Niedergänge der technischen Geschicklichkeit
bei der Bevölkerung anderer Kronländer. Auf dem Gebiet der
Sculptur, auf dem Gebiet der Malerei, in neuerer Zeit auch auf
jenem der Genremalerei, spielt Tirol eine hervorragende Eolle. In
der Ausstellung soll der Versuch gemacht werden, ein Bild des
gegenwärtigen Standes des kunstgewerblichen Lebens in Tirol dar¬
zustellen und zugleich jenen Schulen, welche sich mit Kunstge¬
werbe und Zeichenunterricht für die verwandten Fächer des Unter¬
richts beschäftigen, Anlass zu geben, ihre Leistungen und ihren
Lehrgang dem Publikum vorzuführen. Mit dieser durchweg
modernen Ausstellung soll auch eine Ausstellung ältererKunst-
werke verbunden werden, welche sich im tirolischen Be¬
sitze befinden, gleichgiltig, welcher Zeit dieselben angehören. Tirol
selbst hat am meisten dadurch gelitten, dass Kunstwerke, welche
den Angehörigen des Landes zu eigen waren, leichtfertig an das
Ausland abgegeben wurden. Noch vor Kurzem hat sich dem
Schreiber dieser Zeilen gegenüber ein Kunsthändler des Auslandes
gerühmt, mehr als zwanzig alte Altäre aus Tirol entfernt zu haben.
Wenn es diesmal gelingt, die alten Kunstwerke, welche sich heute
noch in Tirol im öffentlichen oder Privatbesitz befinden, in der Aus¬
stellung zu vereinigen, so wird der praktische Industrielle und
Schulmann, der Zeichner und der Künstler vielfache Anregungen