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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 20 (1894)
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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 11

Rucksacknetz. Unter dieser Bezeichnung bringt
Aug. Sirk, Wien I, Kärntnerstrasse, einen aus
dünnen aber festen Hanfschnüren genetzten, mit Hanf¬
traggurten versehenen Bucksack in den Handel, den
man am Besten als Taschenrucksack ansprechen
könnte. In leerem Zustande ist derselbe nämlich leicht
in einen Ueberzug zu stecken und als wenig mehr
als faustgrosser Pack in jeder Tasche unterzubringen.
Für kleinere Ausflüge ist dieses Netz ungemein praktisch,
da man es nur dann entfaltet, wenn man z. B. den
Mantel oder Bock, oder beide, ablegen will, die dann
bequem in dem Netze Platz finden. Führt man noch
ein entsprechendes Stück Wach staffet oder Wachsgaze
/nit, so kann man ganz gut auch unterwegs gekauften
Proviant in das ä Netz packen. Das sehr praktische
Bucksacknetz kostet Oe. W.fl. 1,50. -

Personalnacliricht. ^

Friedrich Schuler f. Am 29. Mai starb in Mödling
bei Wien der General -Director Friedrich S c h ü 1 e r
der k. k. priv. österr. Südbahn-Gesellschaft. Mit dem
Hinscheiden dieses ungewöhnlich befähigten Mannes,,
dessen Würdigung als Eisenbahnfachmann ersten Banges
berufeneren Federn überlassen bleiben muss, hat auch
der grosse Kreis der Naturfreunde einen schweren Ver¬
lust erlitten. Generaldirector Schüler hat mit, weit¬
schauendem Blick schon frühzeitig die hohe Bedeutung
des Fremdenverkehrs und die zweckmässigsten Mittel
zur Förderung desselben erkannt. Seiner schöpferischen
Initiative sind die grossen Hotelbauten der Südbahn
auf dem Semmering, in Toblach und in Görz zu danken,
er hat aus dem unbedeutenden, bis dahin fast unge-
kannten Abbazia wie mit der Wünschelruthe einen
vornehmen Luftcurórt an der Adria geschaffen. Wofür
ihm die alpinen Vereine aber am meisten Dank schulden,
das ist .die.gar Inicht iiochlgenug zu veranschlagende
Förderung der alpinen Corp ora tionen durch weitgehende
Fahrpreis-Ermässigungen, die Selbst in einer Zeit, wo
die österr. Staatsbahnen bereits alle Begünstigungen
aufgehoben hatten, noch einen weiteren Ausbau er¬
fuhren und den edlen und hygienischen Genufs des
fröhlichen Bergwanderns den breitesten Schichten er¬
möglichten. Auch zu bedeutenden pecuniären Unter¬
stützungen hat. der Verblichene den alpinen Vereinen
bereitwillig verholten. Sein Andenken wird in diesen
Kreisen unvergessen fortleben.

; Allerlei.

Erschliessung der Ostalpen. Das Doppelheft 20—21,
den westlichen Theil der Dolomiten von der Brenta-
gruppe bis Ampezzo enthaltend, ist soeben erschienen/
Die schwer zu berechnende Fülle des Stoffes hat es mit
8ich gebracht, dass das Werk nicht 20, sondern 24 Liefe¬
rungen umfassen wird. Die drei letzten Hefte, No. 22
bis 24, werden zur General-Versammlung, Anfang August,
erscheinen. " ■ '..''.,

Trainierungstouren für Geübte. Wir erhalten folgende
. Zuschrift" „Vereinsgenossen, welche jetzt, da die Beise-
zeit vor der Thüre steht, sich für schwierigere Touren
etwas vorbereiten wollen und nicht das Glück haben,
in der Nähe des Hochgebirges zu wohnen, möchte ich
auf die Sächsisch - Böhmische ' Schweiz aufmerksam
machen, ein Gebiet, das treffliche Gelegenheit zu inter¬

essanten Klettereien bietet. Als schwierigere
Touren können empfohlen werden: Falkenstein
(Traversierung), Hoher Thorstein (Ausgangspunkt:
Schandau); Jungfernstein, Kleine Gänse, Mönchstein
(Ausgangspunkt: Bathen), Spitzes Horn,' Sommerwand,
Oestficher Goldstein (Ausgangspunkt: Herrnskretschen).
Als leichtere Touren erwähne ich: Vorderes
Eaubschloss, Vorderer Thorstein (Ausgangspunkt :
Schandau) ; Lamm, Storchnest, Feldsteine (Ausgangs¬
punkt : Bathen) ; Beckstein, Jägerhorn (Ausgangspunkt:
Herrnskretschen). - ,

Alle diese Gipfel haben den Vortheil, dass sie
vom Thale aus in , kürzester Zeit zu erreichen
sind, und dass sie ganz eigenartig schöne Blicke auf
wilde Fels- und Waldlandschaften eröffnen. Auf Führer
für die Touren darf man allerdings nicht rechnen.
Die Ausrütung ist die alpine :-Nagelschuhe, Proviant,
Seil ; nur den Pickel kann man zu Hause lassen. Um
so nöthiger sind aber Kletterschuhe, u. z. in den engen,
glatten Sandsteinkaminen und an den steilen Wänden,
die meist nur spärliche Tritte und Griffe bieten.

Zu näheren Auskünften sind bereit die Herren:
Friedrich Meurer, stud.rer.techn., Dresden-A.,**Blumen-
strasse 54 und Julius Dfimler, Dresden-N., Alaun¬
strasse 15," .

Dresden. Oscar Schuster.

Mysteriöser Fund. Die Herren Ernst Platz, J.
Bicht e r, L. Bösenplaenter und S. v. B e uss
aus München erstiegen am 16. Mai das Todtenkirchl im
Kaisergebirge, nachdem 2 Tage vorher eine Becognos-
cierung stattgefunden hatte. Bei letzterer fand Herr Ernst
Platz in einer Nische bei dem unteren Latschenbande (Ein¬
stieg) ein Depot von Touristeneffecten, nämlich : Einen
schweren Stubaier Eispickel, eine verrostete Touristen¬
laterne (rund), einen im Zustande vollständiger Auf¬
lösung begriffenen dunkelgrauen Wettermantel, eine
fast volley Weinflasche und einige in Papier gewickelte
Eier. ; Die Verniuthung, dass diese Habseligkeiten dem
seinerzeit am Todtenkirchl. verunglückten Ehret ge¬
hört haben dürften, stellte sich als unwahrscheinlich
heraus. Herr E. Platz (München, Barerstr. 68; o. L)
nahm den Pickel zu sich und erbittet sich allfällige
Nachrichten über den Eigenthümer.

Gletscher und Karst. Wir werden um Aufnahme
folgender Zeilen ersucht : „Vor einiger Zeit habe ich an
„Petermanns Mittheilungen a ~einen Aufsatz eingesendet,
der den Nachweis für das Vorkommen echter Karst¬
formen an Gletschern erbringt. Da es zweifelhaft ist,
ob derselbe rbereits vor der Beisezeit erscheint, ich aber
bei Alpenwanderungen im nächsten Sommer ergänzende
Studien an Gletschern vorzunehmen beabsichtige, richte
ich hiemit die Bitte an alle Alpinisten, mir eventuell
Nachricht zu geben über ihnen bekanntes, in der Literatur
aber nicht erwähntes Vorkommen von dolinenähnlichen
Hohlformen des Eises, erweiterten Gletschermühlen",
Schachten,* Einbrüchen über Gletscherbächen und ver¬
wandten Erscheinungen."

, Wien, Mai 1894. Dr, Bob. Sieger,

Privatdocent a. d. Universität.
HShe des Sonnblicks. Aus Salzburg wird gemeldet:
Der Vorstand des »Sonnblick-Vereins", Herr Oberstvon
Obermayer und Herr Hauptmann Schindler, haben im
vorigen Sommer den Sonnblick" trigonometrisch ver¬
messen und die gleiche Höhe von 3106,5 m berechnet,
wie solche schon früher Herr Hof rath Hann baro¬
metrisch konstatierte. ' - .-■'.■< .

Literatur.

F. Benesch: Specialführer auf die Raxalpe. Wien. 1894.
Artaria & Co. Preis geb. mit Karte Oe. W. fl.-2.
(M. 3.20). . -. -.-.,

Eine höchst willkommene Frühlingsgabe über¬
mittelt der Verfasser allen Freunden des schönen und

durch seine ungewöhnliche Mannigfaltigkeit längst zum
Eldorado der Wiener Bergsteiger, gewordenen Bax-
stockes.' Es ist eine ungemein sorgfältige, nicht die
geringste Einzelheit übersehende Monographie der
Baxalpe, die ebenso durch die schöne, gewinnende