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Nr.'11
Mittheilungen des Deutschen und Öesterreichi sehen Alpenvereins.
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Sprache, wie die plastische, den gewiegten Kenner
des Gebietes verrathende Darstellungsweiße fesselt.
Unterstützt durch 11 Originalbilder, nach selbstge¬
machten Aufnahmen, darunter, 6 schöne Heliogravüren
und eine auf das sorgfältigste revidierte Karte mit allen
"Wegmarkierungen, bewältigt Benesch die ziemlich
complicierte Aufgabe in klarer, übersichtlicher und er¬
schöpfender Weise. Den einzelnen, nach Thälern ge-
- ordneten Aufstiegen, ist eine Zahl beigesetzt, welche
den Grad der Schwierigkeit andeutet. Als Gradmesser
hat der Verfasser eine Skala aus bekannteren Raxwegen
aufgestellt, die aber naturgemäss bereits eine eingehen¬
dere Kenntniss des Gebietes voraussetzt. Sehr dankbar
werden die Benutzer des Büchleins auch für die kurzen
Winke bei den Abstiegen sein. Neu sind u.
À.
auch
die Bezeichnungen h. r. = halb rechts, und h. 1. = halb
links. Dem mit militärischer' oder turnerischer Vor¬
bildung ausgestatteten Leser werden sie sofort geläufig
sein, die anderen werden sich an sie erst gewöhnen
müssen, doch ist nicht zu leugnen, dass sie gut sind;
•>— Die Bilder sind, sehr hübsch und mit feinem Ver-
ständniss ausgewählt; sie geben eine treffliche Vor¬
stellung von • den Scenerien des Gebietes und manche
haben durch Routeneinzeichnungen noch besonderen
Werth. — Alles in Allem : das Büchlein ist ein in jeder
Hinsicht bestens zu lobender Führer, es bringt einem
bereits lebhaft empfundenen Bedürfnisse Abhülfe und
wir sind deshalb sicher, dass es rasch sehr zahlreiche
Freunde erwerben und die wohl verdiente Anerkennung
wird.
■
•:'■'•■■..<
Bollettino de! Club Alpino Italiano. Anno'
1892.
Vol.
XXVI. No.
59,
Per
cura del Club Alpino Italiano (Sede
^Centrale).
1893. 8» 352
p.
.
Aus dem mannigfachen Inhalt dieses statt¬
lichen Bandes des
Bollettino
liegt- den Interessen
unserer Vereinsgenossen am nächsten wohl ein Aufsatz
O. de Falkner's über Touren in den Dolomiten; es
werden^ folgende .Besteigungen geschildert: Croda* da-
Lago,
(das Urtheil, dass dieser Berg einem geübten
Alpinisten keine
;
besonderen Schwierigkeiten biete, und
dass an ihm keine grossen Lorbeerri zu holen seien, ist
nach meiner Ansicht doch etwas zu weit gehend und
geeignet, bei unerfahrenen Touristen von dieser Be¬
steigung falsche Vorstellungen zu erwecken; der Herr
Autor
muss
ganz besonders gute ; Verhältnisse ange¬
troffen haben), Grohmannspitze (Südostweg),, Antelao
(von S. Vito aus), Piz Popena (von
Cortina
aus auf
theilweise neuem Weg mit Vermeidung des Abstiegs in
das
Val
Popena
Alta), Tofana, Becco di Mezzodì, Sorapiss
(auf neuem Wege von Norden über den Zurlon; ver¬
gleiche Mittheilungen 1893, S. 85),
Cinque Torri.
Un¬
angenehm berührt gleich im Anfang dieses
Aufsatzes
ein
starker Irrthum., den auch
die
Redaktion des
Bollettino
nicht hätte
unverbessert
stehenlassen
dürfen. Herr
de Falkner sagt, von
Cortina
sprechend: „Unzählig sind
die Touren, die dort von fremden Alpinisten gemacht
werden", und meint gemäss dem folgenden Satze mit
diesen
„alpinisti stranieri" alle
nichtitalienischen Tou¬
risten. Wir müssen den Herrn belehren, dass
Cortina
zu Oesterreich gehört, dass als fremde Alpinisten, ganz
entgegengesetzt der Auffassung des Verfassers höchstens
die Landsleute desselben — Herr de Falkner wohnt,
der Unterschrift deines Aufsatzes nach zu schliesseri,
in Born — zu bezeichnen wären; die freilich als
Gäste stets hoch willkommen sein sollen, .wobei wir
allerdings voraussetzen, dass sie sich hüten, absichtlich
oder unabsichtlich in solchen Irrthum zu verfallen, wie
wir ihn hier rügen müssen. — Nahe, wenigstens der
Grenze der Ostalpen, liegt eine Gruppe der Bergamasker
Alpen, die P. Prüden
zi ni
monographisch behandelt:
die wenig besuchten, aber durch ihre Aussicht lohnen¬
den Berge der Gegend von
Concarena, Bagozza,
Camino;
er bringt Topographie, Geschichte und Sagen des Ge¬
biets unter, Beigabe einer recht guten Uebersichtskarte
in Skeletinanier. A.
Cozzagli o
hat dazu einen
geologischen Abschnitt beigesteuert. Letzterer erwähnt
ausserdem eine auffallende Erscheinung des
Val Camo-
nica, die vielen kleinen kreisrunden Seen in der Nähe
von
Esine, die
zum Theil erst im 19. Jahrhundert sich
gebildet; es wird namentlich die Art ihrer Entstehnng
untersucht, doch fühle ich mich nicht
competent,
hier¬
auf einzugehen. — Aus den Arbeiten, die die Westalpen
betreffen, verdient an erster Stelle Erwähnung ein Auf¬
satz von F. Gonella über die. sehr ansehnlichen
Hochtouren, die unter seiner Leitung der Herzog der
Abruzzen gleich im ersten Jahre seiner.alpinen Praxis
ausführte: es .sind
Levanna
Orientale, 3555 m, Levanna
Centrale,
3619 m, Gran Paradiso, 4061 m, Montblanc
4810 m (vom Domgletscher aus),
Dent
du
Géant,
4013.ni,
Col Talèfre,
3550 m; Zermatter Breithorn, 4171 m,
Matterhórn
4482 m (Tiaversierung von Breüil' zum
Schwarzsee), Breuiljoch, 3357 m.;•— G: Rey erzählt in
sehr lebendiger und packender Form zwei Touren
ersten Ranges in der Monte Rosagruppe, die Ersteigung
der Signalkuppe, 4559 m, und die Ueberschreitung des
Sesiajoches, 4424 m, beides von
Alagna
aus. Vor Allem
seine Schilderung der zwei Bivouaks ist eine wahre
Perle der alpinen Literatur. Das Felsklettern wäre,
sollte man nach der beigefügten Kopie einer Moment-
photographie urtheilen, nicht besonders schwer gewesen,
doch liegt es auf der Hand, dass ein solches Bild keinen
Anhalt für die Schätzung der Schwierigkeiten gewähren
kann. In der Einleitung giebt Rey eine Ersteigungs¬
geschichte der Alagna-Seite des Monte-Rosa-Massivs.
Illustriert wird seine Schilderung durch einen Lichtdruck
nach einer prächtigen Sella'schen Photographie, dem ein
sehr instruktives
.
t
Erkennungsblatt mit eingetragenen
Routen beigefügt ist. Ebenfalls in die Monte Rosagruppe
führt der kurze Aufsatz G. Sei
la
's über die auf der Signal¬
kuppe erbaute
Capanna
Regina Margherita, von der
ja. auch in den Mitteilungen schon wiederholt die Rede
war:
Sella
berichtet über' die Arbeiten -während des
Baues sowie über-die Einrichtung der Hütte. -—R. de*
Breugel Douglas ,schildert einige Erstlingstouren
in der, wenn man vom Echo des Alpes absieht, so gut
wie ganz vernachlässigten Gruppe der
Dent
du Midi :
Traversierung von der
Cathédrale
herüber zur Forteresse,
Doigt de Salanfe (über den
Col
de
la Dent
Jaune)
und
Dent Noire
de
Champéry, Cinie, de l'Est
von Nord¬
osten; alles sind schwere Felsklettereien. ;—C. Fiorio
berichtet über die zweite Ersteigung des
Becco de la
Tribolazione
, eines der schwersten Berge der Gra-
jischen Alpen; voll einverstanden sind wir damit, wenn
er sich am Schlüsse gegen das Verunzieren der Berge
durch Anbringung fester Seile erklärt. Die diesem Auf¬
satz beigegebenen Copien .von. Momentaufnahmen er¬
füllen ganz gut ihren Zweck, charakteristische Details
der Ersteigung zu .illustrieren.. — C.
.de
Stefani
behandelt die Eintheilung des italienischen Antheils der
Alpen und des Apennin. Die Grenze zwischen Alpen,
und Apennin sieht er im
Col dei Giovi, die
zwischen
Ost- und Westalpen im Gardasee und Etschthal; er unter¬
scheidet in den Alpen acht Gürtel und schliesst sich dabei
- vielfach an Diener an. — F. Salmoj r
aghi
bespricht
die Erscheinung der säcularen Bodenoscillationen, für
die man aus den Alpen noch kein Beispiel kennt; er regt
an, sie hier vermittelst der Photographie nachzuweisen,
indem man von demselben genau bestimmten Punkte zu
verschiedenen Zeiten Aufnahmen macht. —- N. Pellati
widmet dem 1892 verstorbenen italienischen Geologen
und Alpinisten Felix
Giordano,
der unter anderem auch
Montblanc und Matterhorn bestieg, einen warmen Nach¬
ruf. — In ausseralpine Gebiete führen uns A. Aloi
(der die Aetnaeruptionen von 1892 behandelt, dabei ab-
fesehen von einem einleitenden geschichtlichen Ueber-
lick über die früheren Eruptionen und einem zusammen¬
fassenden Schlusswort, im Wesentlichen nur einen wört¬
lichen Abdruck seiner von uns in den Mittheilungen
1892 schon besprochenen Aufsätze in der
Rivista
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