So schrieb meine Frau im Frühsommer des
letzten Jahres in ihr Fahrtenbuch. Doch wer
waren eigentlich die Männer, die sich als erste
an ein solches Unternehmen wagten
?
Ich hatte das Glück, in einen Brief Einsicht
nehmen zu dürfen, in dem Prof. Dr. Josef
Schintlmeister über seinen int Krieg geblie¬
benen Bruder Peter erzählt. Danach begann
diese Entwicklung des Schilaufs schon in den
dreißiger Jahren, einer Zeit also, in der Schi¬
ausrüstung und Fahrtechnik keineswegs mit
dem heutigen Stand zu vergleichen waren. Mut
und Können sind daher bei Peter Schintlmei¬
ster und seinen Gefährten gar nicht hoch genug
einzuschätzen
.
Sie hatten gleich Erfolg, die Fuscherkarkopf-
Nordwand (P. Schintlmeister, Fritz Knigier
und Erwin Schlager,
10.
Juni
1935)
wurde zu
dritt abgefahren und ein Jahr später wieder¬
holt, da eine Wiederholung dieser Leistung be¬
zweifelt wurde. Es folgte die zu Ostern noch
stark verschneite SW-Wand desselben Berges,
und als größtes Unternehmen wurde die
1000
Meter hohe Nordwand des Hohen Tenn (P.
Schintlmeister und Fritz Knigier,
23.
Juni
1935)
befahren. Dabei kam es zu einem bösen
Zwischenfall, als Schintlmeisters Partner auf
blankes Eis geriet und über
200
Meter ab¬
rutschte. Zum Glück blieb er unverletzt. Peter
Die beiden Alpenvereine, DAV und OeAV'
als Herausgeber der „Alpenvereinsführer"
(AVF) und der Bergverlag Rudolf Rother,
München, als Verleger sind in vermehrtem Maße
bemüht, nach Möglichkeit sämtliche Gebirgs-
gruppen der deutschen und österreichischen
Alpen in AVF-Bänden zu beschreiben. Der
üblichen Aufgliederung der Ostalpen in drei
„Zonen" folgend, hat man drei AVF-Reihen
festgelegt, nämlich eine „Reihe Nordalpen"
(früher „Nördliche Kalkalpen"), eine „Reihe
Zentralalpen" und eine „Reihe Südalpen". Gut
ein Dutzend Bände ist bereits erschienen.
Aber noch klaffen empfindliche Lücken; eine
solche besteht am Westende der „Reihe Nord¬
alpen". Während die Reihe Zentralalpen im
Westen mit den drei AVF-Bänden Rätikon,
Silvretta und Verwall abgeschlossen ist und im
Norden schon ein AVF-Band „Allgäuer Alpen"
zur Verfügung steht, ist das ganze dazwischen¬
liegende Gebiet noch nicht in AVF-Bänden er¬
schienen, nämlich Bregenzerwald bzw. Bregen¬
zerwaldgebirge, Westallgäuer Alpen, Kloster¬
taler Berge der Lechtaler Alpen und die Lech-
taler Alpen im engeren Sinn zwischen Flexen-
und Fernpaß. Von den Gruppen westlich des
Flexenpasses gibt es derzeit überhaupt keinen
Führer für Bergsteiger, ja, bedeutende Unter¬
gruppen
—
z. B. der große Winterstauden¬
kamm und die prächtige Karhomgruppe
—
sind seit Jahrzehnten in keinem Führer von
Rang mehr beschrieben und buchstäblich
ver-
Schintlmeister stieg daraufhin den letzten Teil
der Wand zu Fuß ab, wobei er später das Ab¬
schnallen der Schier als das heikelste Unter¬
fangen der Tour schilderte.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es dann
die Pallavicinirinne am Großglockner, die als
erstrangiges Abfahrtsproblem galt. Einige Ver¬
suche scheiterten wegen schlechter Firnverhält^
nisse oder aus psychischen Erwägungen, bis
schließlich den Grazern Herbert Zakarias und
Gerhard Winter am
7.
August
1961
eine Befah-
rung mit Firngleitern gelang. Durch die leichte
Lenkbarkeit und die Möglichkeit, mit den En¬
den die Geschwindigkeit unter Kontrolle zu
halten, ist dieses Gerät für Steilrinnen beson¬
ders geeignet. Es wird vielleicht noch manche
Eisflanke, deren Befahren mit Schiern unmög¬
lich schien, damit bewältigt werden. Abfahrten
wie durch die Pallavicinirinne oder die Tenn-
Nordwand werden allerdings Einzelerscheinun¬
gen bleiben, während die Fuscherkarkopf-
Nordwand durch ihre ideale Lage bei günsti¬
gen Verhältnissen noch manchen schilaufenden
Bergsteiger zur Abfahrt herausfordern wird!
(Wir verweisen dazu auch auf den Beitrag
von Gerhard Winter: „Auf Firngleitern durch
die Pallavicinirinne" im Jahrbuch
1965
des
OeAV, S.
85—86.)
gessen worden. Für die „Lechtaler Alpen"
zwischen Flexen- und Fernpaß besteht wenig¬
stens der kleine Führer von Dr. v. Rogister.
Nachdem der Unterzeichnete schon
1939
einen längst ver¬
griffenen Führer für den „Arlberg und die Klostertaler Alpen"
veröffentlichte, hat er es auch jetzt übernommen, die oben er¬
wähnte Lücie westlich des Flexenpasses
za
schließen, d. h. einen
AVF-Band für die Gebiete zwischen Flexenpaß im O und Alpen¬
rheintal im W zu verfassen und zugleich den Anschluß an den
AVF-Band „AHgäner Alpen" herzustellen. Es ergaben sich
aber ernste Schwierigkeiten bei der Einteilung und Benennung
der Berggruppen im genannten Baum und damit auch beim
Betiteln des AVF-Bandes. Hier soll versucht werden, endlich
Klarheit in das unbefriedigende Durcheinander zu bringen.
Einteilung in Berggruppen. Seit es
Bergsteigervereine gibt, also seit rund
100
Jah¬
ren, ist es Brauch» die Alpen für touristische
Zwecke in Berggruppen einzuteilen, wobei na¬
türlich die wissenschaftliche Einteilung (für
natur- und volkskundliche Zwecke und nach
geologischen,
oro-
und geographischen Gesichte¬
punkten) weitestgehend berücksichtigt wurde.
Grundlegend für alpinistisch-touristische
Zwecke war und ist unbestritten die Einteilung
nach Berggruppen und nicht etwa nach Tal¬
schaften. Aus den verschiedenen Einteilungen
der Alpen bzw. Ostalpen von Sonklar, Böhm,
Gerbers, Krebs u. a. hat dann der ehemalige
A
V-
Sekretär Dr. J. Morrigl (München)
1924
eine
Einteilung der Ostalpen zusammengestellt.
Diese Übersicht über „Die Gebirgsgruppen
der Ostalpen" wurde
1937
in der Bearbei¬
tung von Dr. E. Herrmann (Wien) von den
Iß
ber
Bregcnzcrwalb eine Gebirgsgruppe?
Zur Gruppeneinteilung der Nordalpen in Vorarlberg
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